Wie steht es um die Digitalisierung im Gesundheitswesen? - Bericht über den Vortrag vom 19.01.2023 und den Digital Health Truck
Beim dritten Vortrag der aktuellen Veranstaltungsreihe des Stadtseniorenrats berichtete Prof. Dr. Oliver G. Opitz von der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg (KTBW) über die technischen Neuerungen im Gesundheitswesen. Der Referent informierte die Teilnehmer-/innen sehr anschaulich und praxisnah, so dass auch Laien eine Menge für sich mitnehmen konnten. Einen Tag später war der Digital Health Truck in Kornwestheim zu Gast. Interessierte konnten dort die neuesten Entwicklungen einmal selbst testen.
„Digitalkompetenz für ältere Menschen“. Unter dieses Motto stellt der Stadtseniorenrat Kornwestheim seine aktuelle, kostenlose Veranstaltungsreihe, die am 19. Januar in den Räumlichkeiten des Malteser Hilfsdienstes ihre Fortsetzung fand. Im Mittelpunkt stand dieses Mal das anspruchsvolle Thema „Digitalisierung im Gesundheitswesen“. Als Experte konnte der Leiter der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg gewonnen werden. In seinem Vortrag hat Prof. Dr. Oliver G. Opitz betont, dass neue digitale Angebote als sinnvolle Ergänzung zu den gewohnten Leistungen im Gesundheitswesen zu betrachten sind. Im europäischen Vergleich seien andere Länder in Europa weiter. Auf Bundesebene stehe Baden-Württemberg aber gut da.
Die mangelnde Einbeziehung der Hausärzte bremst den digitalen Fortschritt
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat auch mit Vorbehalten zu kämpfen. Das läge auch an der Technik. Beispielsweise treten bei der Einführung des elektronischen Rezepts immer wieder Probleme auf. Die E-Rezepte werden oft nicht richtig eingelesen. Es führe einfach zu Schwierigkeiten, wenn die Hausärzte nicht vollumfänglich in die digitalen Entwicklungen einbezogen seien. Dadurch wachsen die Befürchtungen unter den Hausärzt/-innen, ersetzt zu werden. Obwohl diese Ängste Dr. Opitz zufolge unbegründet seien, fehle dann die Akzeptanz der Ärzteschaft gegenüber Neuerungen wie dem E-Rezept.
Eine vielversprechende App wie Deprexis, die nach einer diagnostizierten Depression eine Erstversorgung in Form einer Online-Therapie bieten könne, werde aus demselben Grund nur selten verschrieben. Und das obwohl die Betroffenen oft ein halbes Jahr auf einen Therapieplatz warten müssten. Der Grund: Auch hier seien die Hausärzte bei der Entwicklung außen vor gewesen.
Videosprechstunden als Lösung für den Hausärztemangel in ländlichen Regionen
Dass die Digitalisierung auch im Gesundheitswesen weiter voranschreiten wird und damit auch neue Chancen einhergehen, zeigt ein Modellprojekt der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg (KTBW). Dr. Opitz berichtete, dass die Gemeinde Enzklösterle im Nordschwarzwald über einen längeren Zeitraum vergeblich versuchte, einen neuen Hausarzt oder eine neue Hausärztin für ihre 1300 Einwohner/-innen zu gewinnen.
Letztlich konnte der KTBW die medizinische Unterversorgung mit der Einführung von Videosprechstunden lindern. Dazu hatten sich die Hausärzt/-innen der umliegenden Gemeinden bereit erklärt, die Patientengespräche am Bildschirm zu übernehmen. Für die Vor- und Nachbereitung hatte die KTBW zwei Krankenpflegerinnen gewinnen können. Ausgestattet mit einem mobilen „Toolkit“ konnten die Fachkräfte bei den Patienten und Patientinnen zudem vor Ort Blut abnehmen und Pulsmessungen durchführen. Der Gemeinderat zeigte sich von dem Projekt so begeistert, dass er für die (tele-)medizinische Versorgung die Einrichtung von Praxisräumen im anstehenden Neubau des Rathauses plane.
Neue Gesundheitstechnik zum Anfassen: Der Digital Health Truck gastierte am 20.01. auf dem Marktplatz Kornwestheim
Am Folgetag des Vortrags von Dr. Opitz war der Demonstrationsbus der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg (KTBW) in Kornwestheim zu Gast und hatte am Vormittag seine Türen für Interessenten geöffnet. Das Besondere an dem Fahrzeug: Es ist mit allen erdenklichen neuen, digitalen Gesundheitsgeräten und -systemen ausgestattet. In dem Modellfahrzeug konnten die Besucher/-innen die digitalen Möglichkeiten im Gesundheitswesen der Zukunft einmal selbst ausprobieren. Natürlich unter fachkundiger Anleitung: Mit an Bord des Digital Health Trucks war ein Experten-Team der KTBW. Interessierte konnten unter anderem Entwicklungen wie das elektronische Rezept, die elektronische Patientenakte oder auch Videosprechstunden kennenlernen. In dem Fahrzeug wurden zudem auch medizinische Anwendungen und Analyseverfahren für mobile Geräte wie Smartphones, 3D-Videobrillen und tragbare Geräte (Wearables) wie intelligente Uhren (Smartwatches) vorgeführt.
Mehr zu dem Digital Health Truck und der Vertragsreihe „Digitalkompetenz für ältere Menschen“ finden Sie hier.